Kennt ihr die Leute, die sich über alles aufregen und in jeder Suppe ein Haar finden? Und wenn man es nicht besser wüsste, könnte man meinen, das Schicksal meint es wirklich nicht gut mit ihnen. Immer sind sie es, denen etwas passsiert. All die unfairen und ungerechten Dinge scheinen immer dieser Art von Menschen zu begegnen.
Vor allem sind das ja auch Menschen, die von sich behaupten, es gut mit den anderen zu meinen, die ohnehin nur das Beste für alle wollen, und trotzdem werden sie vom Schicksal so benachteiligt.
Ich kenne da jemanden, der täglich Zeitungen und das Internet durchforstet und anscheinend nur mehr das Negative sieht. Denn das postet er dann mit ätzenden Kommentaren. Ich habe bis jetzt keine Ahnung, auf wessen Seite er eigentlich steht, weil er verbal wild um sich schlägt - mal nach links, dann nach rechts...
Die politische Richtung ist in dem Fall ja auch nicht wichtig. Ich finde es nur traurig, wenn jemanden nichts anderes mehr bleibt, als so einen Hilferuf über die sozialen Medien loszulassen. Denn etwas anderes kann es nicht sein als ein Hilfeschrei. Und ich bin mir fast sicher, er ist sich dessen gar nicht bewusst. Zwischen den Zeilen höre ich die Angst, die Wut und den Frust auf alles und auf jeden.
Was kann man da tun? Was könnte dieser Mensch (oder alle anderen, die ähnlich ticken) tun? Auf jeden Fall aufhören, jeden Mist zu posten. Das ist so, als würde man rausgehen und den Nachbarn den eigenen Mist vor die Tür leeren. Wäre es nicht besser, anzuklopfen und freundlich "Hallo!" zu sagen oder noch besser, die Nachbarn auf eine Tasse Tee einzuladen und ihnen Kekse zu servieren?
Einfach nur Druck abzulassen und aufzuzeigen, was alles schlecht ist - bringt das etwas? Bringt es euch etwas, wenn ihr das hier lest? Es soll "sich aber was bringen". Also hier eine Anregung für Menschen, die sich nicht anders zu helfen wissen, als verbal um sich zu schlagen.
Kurz gesagt: Es geht immer um innere Verletzungen. Egal wie groß die Aggression ist und wie versteckt die Verletzungen auch sein mögen. Sie sind die Ursache für aktive und passive Aggression. Die aktive bekommen seine Mitmenschen täglich zu spüren, die passive bekommt er selbst in Form diverser Krankheiten, Konflikte und "Ungerechtigkeiten" zu spüren.
Und wie könnte er mit diesen Verletzungen umgehen? Der erste Schritt wäre zuzugeben, dass er verletzt ist. Nicht, dass er irgendwann als Kleinkind oder Jugendlicher verletzt wurde. Vielmehr sollte er die Verletzungen jetzt fühlen. Dann würde er seine Schwäche fühlen und erkennen, dass er Heilung braucht.
Sich einzugestehen, dass man schwach ist und Hilfe braucht, ist das eigentliche Problem an der Sache. Denn wenn das diesem Mann bewusst wäre, müsste er ja nicht "durch die Blume" - also über ätzende Postings auf sich aufmerksam machen.
"Und was ist dann?", könnte er mich fragen. "Jetzt weiß ich, dass ich verletzt bin. Was fange ich mit der Info an? Hilft mir das weiter? Mir hilft eh niemand. Mir kann niemand helfen. Überall wo ich hingehe, werde ich ausgenutzt und übervorteilt."
Da hat er wohl recht, der gute Mann. Wahrscheinlich ist er schon oft an "falsche" Helfer geraten, an Psychologen, die ihm das Geld aus der Tasche gezogen haben, an Ärzte, die ihm falsche Diagnosen gestellt haben, an Therapeuten, die nichts gewusst und nichts gemacht haben. Auch wenn diese Leute allen anderen geholfen haben, ihm konnten sie nicht helfen.
Er wird erkennen müssen, dass er zuerst sich selbst helfen muss, bevor er Leute anzieht, die ihm weiterhelfen können. So schwierig ihm der nächste Schritt auch fallen mag. Jetzt heißt es, Selbsterkenntnis üben - Bauchnabelschau: Computer und Fernseher nicht aufdrehen, Zeitungen nicht lesen. Hinsetzen und in sich hineinfühlen. Sich selbst begegnen, viele, viele Tage lang sich selbst beobachten, sich selbst fühlen, den eigenen Atem, den eigenen Herzschlag beobachten - sich selbst wahrnehmen, den Körper, den Geist und die Seele.
Die eigene Lebensanschauung erkennen
Es liegt doch auf der Hand. Wie kann dieser Mann (oder ähnlich geartete Menschen) von anderen erwarten, dass sie ihm helfen, wenn in ihm der Satz "Mir kann eh niemand helfen!" wie eine Leuchtschrift grell aufleuchtet? Die eigene negative Lebenseinstellung zieht sich wie ein roter Faden durch sein ganzes Denken. Das müsste er sich ansehen, er sollte das am besten aufschreiben oder zeichnen. Vielleicht braucht er am Anfang viele schwarze Stifte, um all die dunklen Gedanken und Gefühle zu Papier zu bringen. Aber das ist besser, als die eigenen Ängste ständig auf die Weltpolitik zu projizieren und den eigenen Seelenmüll anderen vor die Nase zu kippen.
Vielleicht fließen im Stadium der Selbsterkennung und Selbstbetrachtung die Tränen. Er könnte tagelang weinen, um sich, um die Welt, um alles. Er könnte seine Schwäche, seine Ohnmacht beweinen.
Die meisten Menschen laufen in diesem Stadium Gefahr, wieder zornig zu werden und andere für das eigene Leiden verantwortlich zu machen. Wenn man es schafft, das sein zu lassen und stattdessen bei den eigenen Gefühlen bleibt, kommt irgendwann der Wunsch nach Trost. Und auch hier könnte er Gefahr laufen, ungeduldig zu werden, sich diesen Trost von anderen zu wünschen und beleidigt zu sein, weil dieser Trost nicht ruckzuck gewährt wird.
Das Wichtigste wäre, sich der eigenen Weichheit und Verletzlichkeit und des Wunsches nach Trost und Heilung bewusst zu sein. Nicht im Kopf. Sondern es ganz tief im Bauch spüren. Das ist der Unterschied. Und das ist schon fast eine Erleuchtung. Alle Masken, alle Ablenkungen sind abgefallen. Übrig bleibt ein Mensch ohne den Drang, sich in den Dramen des Lebens zu verlieren. Er will sich selbst wieder nahe zu sein.
Heilung kann erst dann geschehen, wenn wir uns selbst fühlen, wenn wir uns nicht ablenken lassen. Am Computer zu kleben, sich über andere aufregen und verletzende Postings zu verfassen, ist eine Art der Ablenkung von sich selbst.
Aber, wenn der Mann sich als weiches, sanftes Geschöpf fühlt, das Trost und Hilfe braucht - dann ist die Aggression weg. Und dann kann ihm auch geholfen werden. Erst dann. Aggressiven Menschen kann man nicht helfen. Ihr Energiekörper ist aufgewühlt, dunkel. Die Person ist nicht aufnahmefähig, sondern überzieht sich selbst und die Umwelt mit Blitzen und dunklen Energieschwaden.
Auch die Engel haben Schwierigkeiten uns zu helfen, wenn wir innerlich toben. Ihre liebevolle Energie erreicht uns nicht. Sie müssen warten, bis wir weicher werden. Auf meiner Homepage gibt es ein Gebet, das helfen kann, sich für den Heilungssstrom zu öffnen.
Wenn der Mann (und all die anderen, die diesen Prozess durchmachen) sich dann helfen lässt und die alten Wunden heilen dürfen, dann wird eines Tages eine Wandlung geschehen: Er könnte innerlich weich und sanft sein und sich trotzdem nicht als Opfer fühlen. Er könnte seine Feinfühligkeit akzeptieren und dennoch willensstark und mutig sein. Aber er wäre nicht mehr hart. Er würde erkennen, dass es keine Ungerechtigkeit gibt, sondern dass er nur die Münze zurückerhalten hat, mit der er selbst gezahlt hat. Mit Härte.
Und er könnte sich mehr und mehr darüer freuen, dass die Welt ein wunderbarer Ort ist.
Comments